Atemübungen und Techniken, die man unter dem Begriff Breathwork zusammenfasst, dienen dazu, die eigene Atmung bewusst wahrzunehmen und zu kontrollieren, um dadurch Körper und Geist zu beeinflussen und sogar die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Breathwork kann helfen, Stress zu reduzieren, den Geist zu beruhigen und Klarheit zu finden. Heute zeigen wir dir die besten Breathwork-Übungen für mehr Gelassenheit und Heilung. Coherent Breathing ist eine Atemübung, die darauf abzielt, die Atemphasen zu verlängern und den Parasympathikus zu aktivieren. Dazu atmet man etwa 5 Sekunden lang langsam durch die Nase ein und aus und wiederholt dieses Muster 6 Mal pro Minute. Viele Menschen atmen nur 2-3 Sekunden pro Atemzug, wodurch sie schnell gestresst und angespannt werden können. Mit Coherent Breathing kommt man dagegen unmittelbar zur Ruhe. Box Breathing, auch bekannt als Kastenmethode, ist eine weitere Atemübung, die zur Entspannung beitragen kann. Dabei atmet man 4 Sekunden lang tief durch die Nase ein, hält die Atmung 4 Sekunden lang an und atmet danach 4 Sekunden lang aus. Dieses Muster wird nun mehrfach wiederholt. Das Box Breathing ist eine perfekte Variante, um die Konzentration zu fördern und einen klaren Kopf zu bewahren. Die Tummo-Praktik "Tummo" bedeutet wörtlich übersetzt "innere Flamme". Um die Technik anzuwenden, machst du dir es am besten in Rückenlage bequem und atmest tief durch den Mund ein und aus, wobei sich dein Bauch stetig hebt und senkt. Wiederhole diese Atmung 30 Mal ohne Unterbrechung. Bei der 30. Ausatmung musst du nun den Atem so lange wie möglich anhalten, anschließend atmest du so viel wie möglich ein und hältst weitere 15 Sekunden lang die Luft an. Dann atmest du aus und kehrst zu einer normalen Atmung zurück. Dieser Vorgang wird als Tummo-Durchgang bezeichnet. Die Tummo-Technik führt zu einer Hyperventilation und kann Schwindelgefühle verursachen, die durch den erhöhten Sauerstoffgehalt im Blut entstehen. Während du die Luft anhältst, steigt der Kohlendioxidgehalt und der zuvor angesammelte Sauerstoff wird in die Zellen transportiert. Tummo erhöht die Körpertemperatur, fördert innere Ruhe, Stressresistenz und Schlaf. Es schützt auch vor extremen Temperaturen und verbindet Meditation mit Atemübungen. Der berühmte Extremsportler Wim Hof, auch bekannt als "Eismann", verwendet traditionelle Atemtechniken und kombiniert sie mit sanften Bewegungen. Nachdem er mehrere Tummo-Durchgänge absolviert hat, setzt er sich extremen Kälteerfahrungen aus, wie dem Laufen eines Marathons barfuß im Eis. Eine Studie hat gezeigt, dass Menschen, die nach der Wim-Hof-Methode trainiert haben und mit Grippeviren infiziert waren, eine höhere Resistenz aufwiesen. Die Kälteanwendungen aktivieren das Immunsystem und fördern die Vermehrung von Leukozyten, die Krankheitserreger bekämpfen. Die Sudarshan Kriya Die Sudarshan Kriya ist eine Technik des Breathworks, die vor einigen Jahrzehnten vom indisch-spirituellen Guru Sri Sri Ravi Shankar entwickelt wurde. Sie besteht aus vier Atemübungen, die in Zyklen ausgeführt werden: Ujjayi: Dabei atmet man langsam und entspannt ein und aus, wobei man etwa 2-4 Atemzüge pro Minute macht. Bhastrika: Hierbei atmet man schnell und kräftig ein und aus, wobei man etwa 30 Atemzüge pro Minute macht. Die Ausatmung sollte doppelt so lange dauern wie die Einatmung. Om Chant: Danach singt man drei Om-Gesänge, indem man den Laut in drei Teile: A – U – M, unterteilt. Kriya: Diese Übung beinhaltet Atmung in langsamen, mittleren und schnellen Zyklen. Die Dauer beim Einatmen sollte doppelt so lang sein wie die Ausatmung. Holotropes Atmen Die holotropen Atemübungen, die von dem tschechisch-amerikanischen Psychiater Stanislav Grof entwickelt wurden, zielen darauf ab, durch Atmung und Musik eine Wirkung zu erzielen, die ähnlich der von LSD ist. Die Teilnehmer atmen während dieser Technik schnell und tief ein und gelangen durch Hyperventilation in einen tranceartigen Zustand. Die Atemsitzungen dauern normalerweise zwischen zwei und vier Stunden. In der Regel arbeiten Paare in Gruppen zusammen, wobei eine Person als Begleiter fungiert und die andere Person mit geschlossenen Augen auf dem Boden liegt. Nach der Entspannungsübung wechseln die Teilnehmer in eine schnellere und dynamischere Atmung. Durch evokative Musik, wie schnelle Rhythmen durch Trommeln, dramatische und schließlich langsame Musik, wird der Prozess unterstützt. So werden starke körperliche Reaktionen hervorgerufen und innere Blockaden können sich lösen. Rebirthing Die Praxis des Rebirthing, die von dem Psychotherapeuten Leonard Orr entwickelt wurde, zielt darauf ab, durch eine spezielle Atmungstechnik tiefgreifende Veränderungen im Bewusstsein und Verhalten zu erreichen. Es handelt sich hierbei um eine Erweiterung des holotropen Atmens, bei dem die Teilnehmer ein und aus atmen, ohne Pause, was zu einer veränderten Wahrnehmung führen soll. Das Ziel des Rebirthing ist es, das sogenannte "Geburtstrauma" zu erleben und dadurch Zugang zu verborgenen Erinnerungen und Emotionen zu erhalten. Durch die Konzentration auf die Atmung während des Prozesses sollen Praktizierende die Erinnerungen und Emotionen, die mit der Geburt verbunden sind, ausdrücken und verarbeiten können. Dieser Prozess soll dazu beitragen, alte Konflikte und Ängste loszulassen und sich neu geboren und befreit zu fühlen. Es geht darum, die Möglichkeit zu haben, das Leben auf eine neue Weise zu betrachten, indem man vergangene Erfahrungen reflektiert und verarbeitet. Fazit Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Atemtechniken, die in unserem Körper neuronal einiges auslösen können. Eine solche Praxis bedeutet auch immer etwas "Stress" für den Körper, demnach kann es zum Beispiel durch die Hyperventilation zu Kreislaufproblemen kommen. Generell solltest du diese Übungen, sofern du keine Übung darin hast, nicht alleine durchführen.